Wo sollen wir nur anfangen, wenn wir rückblickend auf das Weinjahr 2024 schauen?
Das Wichtigste zuerst - der neue Jahrgang ist seit Februar in Flaschen gefüllt und wir sind überglücklich, dass wir unsere wunderbaren Weine nun endlich präsentieren können. Und damit beginnen wir gleich einmal mit dem Happy End der Geschichte, denn es sind überaus schöne und elegante Weine aus dem Jahr 2024 hervorgegangen.

Das Weinjahr 2024 beginnt im Weinviertel wieder einmal deutlich zu trocken. Der Unterschied zu 2023 sind die sehr hohen Temperaturen des wärmsten Frühlings der Messgeschichte.

Dadurch steht auch der Rebaustrieb viel zu früh in den Startlöchern. Erwartungsgemäß folgen einzelne Kälteeinbrüche im April und die ersten Frostnächte hinterlassen ihre Spuren. Besonders die vorletzte Frostnacht in Pellendorf hinterlässt 50 % unserer Weingarten geschädigt zurück. Ein bitterer Anblick und die Gewissheit, dass noch viel zusätzliche Handarbeit ohne Ertrag vor uns liegt.

Die Temperaturen steigen weiter an und wir schaffen es nur schwer dem Vegetationsverlauf auch zeitgerecht mit unserer Arbeit in den Weingärten hinterher zu kommen. Dafür gibt es ausreichend schöne Frühlingstage um auch unseren Juniorchef mit in die Natur zu nehmen.

Unser Grüner Veltliner beginnt bereits Ende Mai zu blühen und wir sehen uns zu diesem Zeitpunkt einem großen Pilzdruck ausgesetzt. Das trockene und warme Wetter ist eine willkommene Einladung für den Echten Mehltau und die Blüteinfektion.

Wir sind daher äußert bemüht unsere Anlagen luftig und gut erreichbar für unseren biologischen Pflanzenschutz zu halten. Vor allem die vom Frost geschädigten Reben treiben in alle Richtungen aus. Ein bisschen Wildnis im Weingarten können wir aber gut aushalten.
Auch in unserer Muscaris und Donauveltliner-Junganlage ist nun einiges an Handarbeit auf den Knien zu leisten. Leider gab es auch hier vereinzelt Frostschäden.

Und es wartet noch mehr Handarbeit auf uns, da ein paar Trauben bereits Befall mit Echtem Mehltau zeigen und gänzlich aus den Anlagen entfernt werden müssen. Wir sind glücklicherweise mit einem blauen Auge davon gekommen. Für das Weinjahr 2025 nehmen wir uns vor, deutlich schneller zu handeln.

Und so schnell können wir unsere Presshäuser gar nicht vorbereiten, steht die Lese bereits an. Am 05. September beginnen wir Zweigelt für unseren Traubensaft zu ernten. So früh wie in der gesamten Betriebsgeschichte noch nicht.
Johann hilft fleißig mit unsere LeserInnen bei Laune zu halten. Bei heißen und windigen Bedingungen versuchen wir schnellstmöglich die Trauben wieder ins Kühle zu bringen.

Nur zwei Tage später sind Weißburgunder und Grüner Veltliner bereits in der Vollreife und werden bei noch höheren Temperaturen gelesen. Für uns alle ein neuer Maßstab der Wetterbedingungen während der Lese.
Unsere Riesling - Lese erfolgt am Tag darauf.
Wenn sich jemand fragt, weshalb wir so in Eile sind, den müssen wir daran erinnern, dass da noch eine etwas hohe Niederschlagsmenge für das darauffolgende Wochenende angekündigt wurde.


Innerhalb von vier Tagen erreicht uns die Sturm- und Niederschlagsfront die in weiten Teilen Niederösterreichs zu Überschwemmungen führt.
Bei uns im Weinviertel schaffen es die Böden aufgrund der hohen, aber moderaten Regenmengen, die Wasserpegel konstant zu halten und wir kommen trotz einer Wassermenge des normalerweise halben Jahresniederschlages glimpflich davon.
Wir können uns zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr erinnern, wie es sich anfühlt, wenn es tagelang nicht nur herumnässt, sondern ausgiebig regnet.

Da wir innerhalb einer Woche unsere gesamte Ernte in die Presshäuser gebracht haben, ist ohnehin Schlechtwetter-Programm mehr als erwünscht.
Wir verbringen die meiste Zeit damit, die Temperaturen während der Gärung zu regulieren und kümmern uns hingebungsvoll um das Wohl der Hefe.

Nach einigen Tagen in der Dunkelheit des Kellers trauen wir uns auch wieder nach Draußen, finden die Natur aufgefrischt grün vor und die ersten Sonnenstrahlen trocknen die nassen Böden wieder etwas aus. Der Niederschlag wurde von uns allen schon so dringend benötigt, dass wir die vorhandenen Sturmschäden in den Weingärten auch gelassener in Kauf nehmen.
Das Jahr 2024 war definitiv ein Jahr der Extreme und kostete nicht nur emotional Ressourcen, sondern auch unsere volle Aufmerksamkeit im Umgang mit den vorhandenen Bedingungen. Der Klimawandel hinterlässt bereits deutlich seine Spuren und Jahre wie diese werden uns noch weiter an die Grenzen bringen. Was uns aber positiv stimmt, ist, dass wir auf unsere gut durchlässigen, gesunden Böden vertrauen können und die Weinrebe aus Grenzerfahrungen unglaublich interessante Weine hervorbringt. Wie immer haben wir während der Vinifizierung dem Wein keinen Einheits-Stempel aufgedrückt und uns überraschen lassen, wie sich das Jahr in jeder Rebsorte präsentiert.
Das Ergebnis lässt uns gelassener zurückblicken und es darf auch wieder geschmunzelt werden, über die damals so schlaflosen Nächte (nicht nur Baby-bedingt :) ).
Und für 2025 haben wir ohnehin nur einen Wunsch: weniger Frost - mehr Most!
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